Der DAX ist in der Defensive. Anleger hegen die Befürchtung, dass eine mögliche Pleite des hoch verschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande negative Folgewirkungen haben könnte. Für unser Indexportfolio könnten sich dadurch aber lukrative Einstiegschancen ergeben.
Es gehört zu den zentralen Grundkonstanten der
Weltwirtschaft in den letzten Jahrzehnten, dass China als Konjunkturlokomotive
für eine hohe Dynamik sorgt. So war es auch im letzten Jahr nach dem Ausbruch
der Corona-Pandemie, als das Reich der Mitte nach einem kurzen Schock schnell
wieder in den Expansionsmodus gefunden hat. Doch der Dauerboom hat Exzesse
hervorgebracht, deren Bekämpfung die politische Führung nun in eine Zwickmühle
bringt.
Platzt die Blase?
Im März dieses Jahres hatte Guo Shuqing, der Chef der Aufsichtsbehörde für das Finanzwesen, bereits vor der Gefahr gewarnt, dass eine spekulative Blase am chinesischen Immobilienmarkt platzen könnte. Nach jahrelangen hohen Preissteigerungen hat sich die Entwicklung im laufenden Jahr noch beschleunigt, mit Wachstumsraten von 30 % und mehr in etlichen Großstädten. Doch der Sektor hat dabei viel spekulatives Kapital angezogen, die bei den Banken aufgenommenen Kredite sollen sich nach Berechnungen von Capital Economics auf mehr als 3,5 Bio. US-Dollar belaufen. Zugleich könnte es inzwischen ein Überangebot geben – eine gefährliche Mischung.
Krise zur Unzeit
Die politische Führung versucht, kontrolliert Luft abzulassen. Wie schwierig das werden könnte, zeigt aktuell der Fall Evergrande. Der zweitgrößte Immobilienentwickler des Landes, der bis Ende letzten Jahres Verbindlichkeiten von umgerechnet rund 370 Mrd. US-Dollar angehäuft hatte, könnte vor dem Aus stehen. Das würde vermutlich größere Löcher in einige Bankenbilanzen reißen. Wie die Regierung diese Krise meistert, wird voraussichtlich einen Hinweis geben, ob die übliche chinesische Makrosteuerung auch in einem riesigen und sehr komplexen Markt noch funktioniert. Die Rahmenbedingungen für das Entschärfen der Blasengefahren am Immobilienmarkt sind nicht gerade günstig. Denn China kämpft seit einigen Monaten mit einer deutlich abnehmenden wirtschaftlichen Dynamik, zuletzt haben das Wachstum sowohl der Industrieproduktion (+5,3 %) als auch der Einzelhandelsumsätze (+2,5 %) die Erwartungen verfehlt, letztere sogar deutlich. Und zu allem Überfluss kämpft das Land mit der Deltavariante des Coronavirus, die die „No-Covid-Strategie“ der Regierung an ihre Grenzen bringt.